Interview mit Tierarzt Dr. Bläcker über die KI-gestützte Diagnosesoftware PicoxIA

Das Thema künstliche Intelligenz ist auch in der Veterinärmedizin längst in aller Munde. Im Praxisalltag angekommen sind veterinärspezifische KI-Tools jedoch überwiegend noch nicht. Wir haben mit Dr. Dominik Bläcker von der Tierarztpraxis Hamm gesprochen, der KI-gestützte Software bereits seit ein paar Jahren in seiner Praxis erfolgreich etabliert hat. 
Seit Herbst 2022 setzt Dr. Dominik Bläcker nun auch auf unsere Diagnosesoftware PicoxIA, die veterinärmedizinische Röntgenbilder mittels KI auswertet. „Grundsätzlich sehe ich den Einsatz von KI-unterstützter Software sehr positiv. Ich denke, dass diese Art der Befundung hilft, Fehlerquellen zu vermeiden, seine eigene Diagnose zu kontrollieren und junge Kollegen bei der Diagnosefindung zu unterstützen. Da wir auch in unserem Inhouse-Labor KI-gestützte Analytik erfolgreich anwenden, sehen wir in der Ausweitung von KI-gestützten Behandlungstools eine Chance der Verbesserung unserer Behandlungsmöglichkeiten und Erleichterung unserer Arbeitsabläufe.“

Wir haben nachgefragt, wie Dr. Bläcker die Software implementiert und in seinen Arbeitsworkflow integriert hat. „Die Softwareinstallation lief unproblematisch durch die Übertragung mittels Fernwartung. Die Übergabe des Bildes erfolgt in der EXAMION X-AQS-Software selbst. Durch Anklicken des X-AI Buttons im X-AQS-Menü unter „Tools“ analysiert die PicoxIA Software das Röntgenbild. Der Workflow ist unkompliziert und schnell. 
Die Software analysiert die Bilder innerhalb weniger Sekunden. Die Darstellung der Ergebnisse erfolgt am rechten Bildschirmrand. Im oberen weißen Kasten erfolgt die Befundung des Röntgenbildes, der aus meiner Sicht deutlich größer ausfallen dürfte, denn die Lesbarkeit ist nicht optimal. Die Diagnose(n) werden am rechten Rand gut auffindbar und lesbar sowie farblich unterlegt, nach der Wahrscheinlichkeit der Diagnose aufgeführt.“

Mit dem „oberen weißen Kasten“ auf der Benutzeroberfläche meint Herr Bläcker die Vorschau des Befundberichts. Dieser Bericht kann exportiert und in einem Schreibprogramm bearbeitet werden. Der von PicoxIA erstellte Bericht enthält die hinterlegten Kontaktdaten und das Logo der Praxis oder Klinik sowie die entsprechenden Patienteninformationen. Unterteilt in die Abschnitte Röntgenbefund, Ergebnis, Empfehlung und Röntgenbilder werden die ausgespielten Daten übersichtlich zusammengefasst. Der Befundbericht kann jederzeit angepasst, ergänzt und weiterverarbeitet werden. 

Uns hat interessiert, bei welchen Fällen Herr Dr. Bläcker, die PicoxIA-Software einsetzt. „Ich setze PicoxIA gerne als Eigenkontrolle ein, d. h., dass ich mir das entsprechende Röntgenbild anschaue und eine Diagnose stelle. Danach kontrolliere ich meine Diagnose unter Zuhilfenahme der PicoxIA-Software. Am häufigsten kommt die PicoxIA-Software bei Thorax-Aufnahmen zur Anwendung. Wir sind ein Team aus sehr erfahrenen Kollegen, sodass wir eher keine großen Überraschungen bei der Röntgenbildinterpretation erleben. Erstaunlich finde ich jedoch die Zuverlässigkeit und Genauigkeit der Software. Wir haben zwar ab und an bei der HD-Befundung gravierend falsche Resultate, die wir aber sehr leicht anhand der Analyse im Röntgenbild erkennen können. Insgesamt ist die Software aber sehr zuverlässig und präzise und aus meiner Sicht kaum fehlerbehaftet." 
Die von Herr Dr. Bläcker angesprochene HD-Befundung erfolgt über eine von PicoxIA automatisierte Norberg-Olsson Winkelberechnung. Um solche Fehlbefunde zu vermeiden, sollten die von der Software festgelegten Messpunkte überprüft und bei Bedarf manuell angepasst werden.

Momentan ist PicoxIA ausschließlich für die Analyse von Katzen- und Hunderöntgenaufnahmen vorgesehen. Es können Abdomen-, Thorax- und Hüftaufnahmen ausgewertet werden. In diesen Regionen erkennt die Software bereits 34 verschiedene Läsionen. „Wir würden uns wünschen, PicoxIA auch für weitere Regionen (z. B. Ellbogen) anwenden zu können.“ 
Dem stimmen wir zu, daher arbeiten wir bereits mit Hochdruck daran, den Leistungsumfang der Software zu erweitern. Weitere Läsionen sollen hinzukommen und auch eine Ausweitung auf weitere Tierarten ist geplant. 

Natürlich wollten wir auch noch wissen, ob Herr Dr. Bläcker die Software seinen Tierarztkollegen weiterempfehlen würde und wer seiner Meinung nach am meisten von PicoxIA profitieren würde. „Der größte Vorteil in der Anwendung der KI-gestützten Software besteht sicherlich in der Minimierung der eigen Fehlbefundung und der Eigenkontrolle. Insbesondere für junge Kollegen ist das Tool daher enorm hilfreich, um Strukturen zu erkennen und schnell zu lernen, Röntgenbilder erfolgreich zu lesen. In der Ausbildung junger Kollegen erleichtert die KI die Ausbildung, da vieles, was wir aufwendig erklären müssten, jetzt durch eine KI bereitgestellt wird. Ich würde die PicoxIA-Software uneingeschränkt jedem Kollegen empfehlen.“

Dieses Fazit freut uns selbstverständlich. Wir bedanken uns bei Herrn Dr. Bläcker für die genommene Zeit und sind uns sicher, dass wir dem Wunsch nach einer Erweiterung der abgedeckten Regionen und Läsionen bald nachkommen können.